Mit Freude in der Hauptschule arbeiten

Hans E. (Deutschland)

Eigentlich deutete in meiner Berufslaufbahn am Anfang nichts auf den Lehrerberuf hin. Nach der 10. Klasse Gymnasium machte ich eine Tischlerlehre mit Abschluss. 1972 wurden Lehrer dringend gesucht; durch eine Berufsberatung kam ich zufällig zu diesem Beruf, die Immaturenprüfung ermöglichte mir dann das Hochschulstudium ohne Abitur. Im Laufe des Studiums merkte ich, dass meine Entscheidung, Lehramt für die Hauptschule zu studieren, gut war. Ich habe es bis heute nicht bereut, würde mich wieder so entscheiden. Das Gefallen am Studium stieg mit dem theoretischen und vor allem auch dem praktischen Tun. Das hatte auch was mit dem damaligen Zeitgeist zu tun. Geistes- und Gesellschaftswissenschaften hatten einen anderen Stellenwert, es gab eine Aufbruchstimmung, den Glauben an positive Veränderung der Gesellschaft durch Erziehung und Geisteswissenschaften. Auch die Pädagogik sollte Instrument zur Befreiung (Emanzipation) von gesellschaftlichen Zwängen sein. Heute fühle ich mich als inzwischen 50-jähriger Lehrer und Vater von zwei Kindern immer noch ein bisschen, wenn auch sehr idealistisch, diesem Gefühl verpflichtet, wenn auch inzwischen mit einem durch Erfahrung korrigierten Blickwinkel.

Den Ausdruck „faule Säcke“ verbitte ich mir ausdrücklich!

Manchmal fühle ich mich als „Zehnkämpfer“ an der Schule: Ich unterrichte die Fächer Deutsch, Mathe, Werte und Normen, Sport und Werken. An den meisten Tagen des Jahres liebe ich meinen Beruf, weil mir der Umgang mit jungen Menschen Spaß macht, die Arbeit an der Hauptschule viele pädagogische Freiheiten erlaubt und bei entsprechendem Engagement eine große Herausforderung ist. An manchen Tagen liebe ich meinen Beruf weniger, wenn ich merke, dass die Hauptschule mal wieder von der Gesellschaft bis hin zu den Eltern sträflich vernachlässigt wird. Ausdrücke wie die von bekannten Politikern, die Lehrer „faule Säcke“ nennen, zeigen die geringe Anerkennung, die unsere Arbeit findet. Auch politisch erfährt die Hauptschule wenig Unterstützung, sie ist eben „Restschule“ und nimmt so manche gnadenlos negative Schüler auf, gebeutelt vom Elternhaus und dem „Auslesesieb“ Orientierungsstufe.

Was sollte ein Lehrer mitbringen?

Ich habe immer wieder im Berufsalltag erfahren, dass es einige grundlegende Eigenschaften gibt, die ein Lehrer mitbringen sollte und die mir geholfen haben:

  • Ein ordentliches Maß an SELBSTBEWUSSTSEIN! „Weicheier“ sind nicht gefragt – auch nicht bei den Schülern!
  • Keine Angst vor Schülern!
  • Er muss Kinder und Jugendliche mögen und annehmen!
  • Er muss verständnisvoll und konsequent sein!
  • Er sollte Flagge zeigen und Halt geben!
  • Er sollte liebevoll fordern statt verwöhnen!
  • Er muss sich immer wieder selbst fordern, herausfordern, aufgeschlossen für neue Dinge sein, ausprobieren, gut vorbereiten – dann macht’s Spaß!