Fußball oder Studium? Beides!

Fabian Hafner

Der erste Profivertrag

Im selben Jahr, in dem ich meine Matura erfolgreich absolviert hatte, erfüllte sich auch mein bis dahin größter sportlicher Traum, nämlich: Nachdem ich zuvor bereits zwei Jahre bei der Amateurmannschaft des FC Wacker Innsbruck gespielt und bei der Bundesligamannschaft trainiert hatte, einen Profivertrag zu unterschreiben. Wenige Monate später passierte dann auch noch das, was ich mir schon mein nahezu ganzes Leben lang erträumt hatte. Ich spielte zum ersten und bis jetzt einzigen Mal in der höchsten Spielklasse in Österreich. Doch leider lief es dann nicht mehr so, wie ich mir meinen weiteren sportlichen Weg vorgestellt hatte.

Der Höhepunkt als Wendepunkt

Im Winter wurde ich zum SV Grödig verliehen, da ich beim FC Wacker Innsbruck keine Aussicht auf Spielpraxis in der ersten Mannschaft hatte. Trotz des Meistertitels, den wir uns in der zweithöchsten Spielklasse Österreichs holen konnten und welcher natürlich zu den absoluten Höhepunkten meiner Karriere als Fußballer gehört, hat mich das halbe Jahr in Grödig sportlich nicht viel weitergebracht, da ich nur auf zwei Einsätze gekommen bin. Ich habe viele Erfahrungen gemacht, die ich auf keinen Fall missen möchte, jedoch wurde ich gegen Ende sehr nachdenklich.

Klarheit schaffen

Bereits vor dem Ende der Saison fragte ich bei KADA („Karriere danach”) um ein Beratungsgespräch an, um mich über eine mögliche Ausbildung neben dem Profisport zu informieren. Mein Betreuer hielt es für das Beste, zu allererst eine Potentialanalyse beim österreichischen Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) durchzuführen. Die Ergebnisse machten deutlich, dass der Lehrberuf aufgrund meiner Interessen und Fähigkeiten sehr gut zu mir passen würde. Von nun an war mir eigentlich klar, dass im mich für das Wintersemester 2013 für ein Lehramtsstudium inskribieren würde. Allein die Fächer, die Universität und auch die Intensität waren mir noch nicht klar, da ich des Weiteren noch nicht wusste, ob ich Profisportler bleiben würde oder eben nicht.

Entscheidungen treffen

Erst am ersten Trainingstag der neuen Bundesligasaison erkannte ich, dass das Gefühl, welches mir sagte, den Fußball eher hinten anzustellen und mich auf etwas zu konzentrieren, wovon ich mein gesamtes Leben profitieren könne, immer stärker wurde. Ich suchte das Gespräch mit meinem Trainer und teilte ihm diese Intention mit. Es war die, bis dahin, schwierigste Entscheidung in meinem Leben. Doch danach fühlte ich mich äußerst erleichtert. Viele Menschen können nicht nachvollziehen, wieso ich diesen Weg eingeschlagen habe, und ich kann selbst oft nicht ausreichend logisch dafür argumentieren, weil es zum größten Teil keine rationale, sondern eher eine emotionale Entscheidung war. Ich habe auf mein Gefühl vertraut und vertraue noch immer darauf, dass es mich nicht getäuscht hat, obwohl es meines Erachtens auch klar ersichtliche Vorteile gibt, die aber von vielen gerne übersehen werden. Mir war vor allem sehr wichtig, mit dem Studium einen Beruf zu erlernen, den ich bis zur Pension ausüben kann und nicht wie beim Profi-Fußball nur bis etwa Mitte 30.

Sport und Studium als perfekte Ergänzung

Mittlerweile bin ich wieder zurück in meine Heimat gezogen und spiele bei der zweiten Mannschaft des Bundesliga Vereines WAC. Der Umfang und die Intensität sind etwas geringer geworden als noch zu meiner Zeit als Profi, sodass ich noch genügend Zeit und Kraft in mein Studium investieren kann. Trotzdem stehe ich noch jeden Tag auf dem Fußballplatz und trainiere hart, um vielleicht doch noch einmal den Sprung in den Profisport zu schaffen. Durch das Lehramtsstudium kann ich jetzt befreiter in die Zukunft blicken, da ich mir damit ein zweites Standbein schaffen kann.